Hier eine weitere Alltagsgeschichte für diejenigen die wissen wollen, wie ich hier meine Tage bestreite. Mein „Schulweg“ ist für südamerikanische Verhältnisse zwar nichts besonderes, aber für deutsche Verhältnisse vielleicht schon.
Mein Spanishunterricht fängt um 9 an, also verlasse ich etwa 7:45 das Haus. Rechts aus der Tür raus, an der Ecke links, vorbei am Internetcafe und 3 Häuseblöcke die Straße runter bis zur Avenida 16 de Julio.

Da stell ich mich dann an die Ecke und warte auf einen Minibus dessen Schild in der Windschutzscheibe einem verrät dass er nach „Ceja“ fährt. Dann hält man nicht den Daumen raus wie bei uns, sondern wedelt mit der Hand durch die Luft um dem Minibusfahrer zu bedeuten, dass man mit möchte. Hat er freie Plätze, hält er an und man steigt ein.

Die Minibusse sind meist für mich sehr eng, weil ich dann doch größer bin als die meisten Einheimischen. 10-15min später, wenn man sich Ceja nähert, ruft man „voy a bajar“ (ich möchte aussteigen) oder „Esquina por favor“ (an der Ecke bitte). Der Bus hält dann an, man springt raus und drückt dem Fahrer 1 Boliviano in die Hand. Danach suche ich mir den nächsten Minibus dessen Windschutzscheibe mir hoffentlich verrät „6 de Agosto“ oder „U.M.S.A“. Da steig ich dann ein und rolle, vorbei am wunderschönen Panorama von La Paz, über die Autopista nach La Paz runter. Auf der Avenida 6 de Agosto rufe ich dann irgendwann wieder „proxima esquina por favor“, drücke dem Fahrer weiter 2,50 Bolivianos in die Hand und laufe den letzten Häuserblock runter zum Spanischunterricht.




Wenn man einmal raus hat, wie das mit den Minibussen funktioniert und man ein wenig darüber bescheid weiß welche Orte wo liegen, dann ist es gar nicht mehr so kompliziert sich zurecht zu finden. Dann muss man nur noch wissen, dass man in Ceja seine Tasche ganz besonders achtsam vor fremden Zugriff schützen sollte und alleine nach hause kommen und durch El Alto laufen nach 8 aus der Disskusion ist. Überhaupt gibt es zur Funktion und Routen der Minibusse keinerlei Listen, Tabellen, Fahrpläne oder Haltestellen. Man steigt da ein und aus wo es für einen nötig ist. Nachdem ich Daniela erklärt hatte dass bei uns die Öffis nur an den Haltestellen halten, war ihre konsternierte Frage: „Und was ist, wenn ich doch aber an einen Ort zwischen zwei Haltestellen will?“
Das Leben kann so einfach sein! Und Danielas Frage ist gar nicht so dumm – nur fragt das bei uns keiner (mehr)…
Viel Spaß noch. Ich freu mich schon auf die nächsten Berichte :o)