Quäkerschule

Nachdem ich Dienstag, Mittwoch und Donnerstag vormittags was für mein Spanisch tue, gehe ich jeweils nachmittags in die hiesige Quäkerschule und unterrichte, gemeinsam mit Valeria der Englishlehrerin, englisch.

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Los Amigos Escuela an der Plaza Max Paredes von aussen.
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Eingang der Schule. Linkerhand ist das Meetinghouse und geradezu der kleine Kiosk, der Schreibwaren verkauft. Wohlgemerkt, eigentlich ausserhalb der Schule, wohingegben die Suessigkeiten drinnen verkauft werden.

Die erste Woche war eine ganz schöne Herausforderung. Der Schulalltag hier ist viel weniger strikt als bei uns und das Chaos in den Klassen scheint größer zu sein. Auch finde ich es bedenklich, dass Schüler nach 5 oder 6 Jahren englisch lernen nicht in der Lage sind mehr als einen auswendig gelernten Dialog rezitieren zu können – und das auch nur, wenn es gute Schüler sind! Im ausgereiftesten Fall sieht der Text in etwa so aus:

Good Morning/Afternoon my Friend,

My name is Alvaro. My last name is Flores. I am 16 years old. I am from Bolivia. I’m a student. I study at Los Amigos School. In my free time I like to listen to Rock Music. My favorite subjects are Math and English. Thank you, good bye.

Ich habe das mittlerweile so oft vorgelesen und wiederholen lassen, dass ich es ausm Hut aufschreiben kann. Die Lehrerin hat da gleich einen Test draus gemacht. Die Schüler mussten den Text auf sich selber umschreiben und mir vortragen. Ich durfte dann benoten wie gut die Aussprache und Präsentation war.

Immerhin gab es in der vergangenen Woche mal eine Erweiterung mit Farben und Zahlen. Aber auch hier läuft alles sehr simpel und einfach ab und ich hab das Gefühl, dass die Kids einfache Dinge erklärt kriegen und es 3min später trotzdem falsch machen. Und zwar durchgängig, als hätten sie es überhaupt nicht erklärt bekommen. Mittlerweile habe ich auch von anderen Freiwilligen gehört, dass es ihnen genauso ergangen ist beim Unterrichten. Und dass irgendwann dann eben das Resultat ist, dass sie jede Stunde exakt das selbe noch mal unterrichten, weil sich ja sowieso keiner mehr dran erinnern kann. Irgendwie scheint hier die Grundidee von Schule zu sein, im besten Fall Wissen in die Schüler reinzuquetschen, aber keinesfalls das selber Denken zu animieren. Auswendig lernen und ausspucken geht halbwegs, aber Wissen verknüpfen und eigene Gedanken produzieren, damit sieht es gar nicht so gut aus.

Zu Gunsten der Schüler, sollte hier trotzdem gesagt sein, dass es einige gibt die in ihrer Freizeit in einem Sprachinstitut English lernen und das merkt man dann doch. Und die meisten Klassen sind auch halbwegs motiviert bzw. lassen sich motivieren. Und überhaupt sind die Kids als solche schon super nett und kennen mich und freuen sich mich zu sehen. Nur, dass ich als Ingenieur den Englischunterricht (und zwar von 5.-12. Klasse) ähnlich gut durchführen kann wie die Lehrerin, find ich doch bedenklich. Naja, meine Aussprache, meine Orthographie (!) und mein Vokabelschatz sind trotzdem ein ganzes Stück ausgereifter…

Was mich weiterhin etwas befremdet, ist das immense Vorkommen von Süßigkeiten in der Schule. Direkt im Schulhof gibt es einen Stand mit Süßigkeiten und Chips und solchem Zeug. Die Kids können quasi gar nicht dran vorbei gehen. Das hat zur Folge dass sie entsprechend viel konsumieren. Ich glaube ja, dass die bei dem Zuckerkonsum eben auch hibbeliger sind als sie es ohne wären…

Suessigkeitenkiosk im Schulhof
Suessigkeitenkiosk im Schulhof
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Sportunterricht
Lehrerzimmer mit Lehrern in Kittel. Hat irgendwie was von Hausmeister:

 

 

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