Quaeker in Bolivien

Quaeker in Bolivien und Suedamerika sind anders als Quaeker in Europa. Gemeinsam haben sie, dass sie sich Sonntags zur Andacht treffen. Was bei uns in Bolivien eine stille Andacht ist, ist hier allerdings aehnlich einem programmierten Gottestdienst. Mario ist als Prediger fuer eine Dorfgemeinde zustaendig. Wir sind also alle gemeinsam gestern in das kleine Dorf, irgendwo in der Wallachei des Alti Planos, gefahren. Wohlweisslich hatten sie fuer mich eine Decke mitgenommen. Der Kirchraum war dann auch ziemlich kalt und zugig. Die Sonntagsschule mussten wir nicht mitmachen. Danach wurden einige Lieder gesunden. Schoene Meldoien, leider so schlecht vorgetragen, dass mir das mitsingen versagt blieb, weil ich die Melodie einfach nicht erkennen konnte. Mario hat spaeter erklaert, dass die mit dem Vorsinger immer rotieren und so kommt jeder mal dran, egal wie gut er singen kann. Danach hat Mario zu einer Bibelstelle gepredigt. Wobei predigen nicht so ganz das trifft wie er das tat. Er hat sehr gut gesprochen. Hat erklaert was die Zeilen bedeuten sollen und dabei Whiteboard und Zuhoerer mit einbezogen, Fragen gestellt und Fragen beantwortet. Also fast ein wenig wie eine Diskussionsstunden. War sehr kurzweilig, trotzdem ich bei weitem nicht alles verstanden habe. Natuerlich wurde ich vorgestellt und durfte selber ein paar Worte zu meiner Person sagen und wieviele Quaeker es in Deutschland gibt. Das ist fuer die hier recht erstaunlich, weil es in Bolivien 30 000 Mitglieder gibt und in ganz Deutschland nur knapp 300. Wie ich letzte Woche gelernt habe, ist Kenia zahlenmaessig das Quaekerland Nummer 1, danach folgen die USA und dann kommt schon Bolivien.

Und danach kam der beste Teil. Es gab ein gemeinsames Mittagessen fuer das jeder was mitbringt. Ausgewickelt aus den Tragetuechern wurden vorrangig Tonnenweise Kohlenhydrate, also Kartoffeln, Chuño  + Tunta (gefriergetrocknete Kartoffeln), Nudeln, Bohnen, Ocra, herzhafte Pfannkuchen … Maria hatte ausserdem Haenchen in roter Sosse zubereitet und irgendjemand hatte eine mega leckere, leicht scharfe Ernusssosse mitgebracht. Um diesen Haufen Essen stehen und sitzen dann alles rum und greifen mit den blossen Haenden rein und nehmen sich. Es war wirklich sehr lecker und ich bedaure, dass das Foto nur das fast beendete Mal zeigt, denn den Haufen Karteoffeln der da zum Vorschein kam, der war der Wahnsinn und ich haette nie gedacht, dass der auch nur annaehernd aufgegessen wird – aber er wurde. Es ist ueberhaupt maechtig gewaltig, was die hier essen koennen. Ich schaffe so etwa 1/3 der Portion die der Rest der Familie hier schafft zu verzehren. Mein Magen ist dann einfach voll und es geht nichts mehr rein, oder mein Mund staubt schon von so viel trockenen Kohlenhydraten.

  
  
Nach dem Essen hat Mario dann angeregt, doch ein Experiment mit der Gemeinde zu wagen und mich gebeten 20min Andacht anzuleiten. Er selber ist durch die Quaker schon ein wenig gereist, war in Neusaeeland, den USA und in Irland und hat dort stille Andachten kennen und schaetzen gelernt. Er sagt, dass er selber hier gerne hin und wieder eine stille Andacht haette, aber es gibt in Bolivien nicht viele Quaeker die das ueberhaupt kennen. Die 20min waren auf jeden Fall sehr schoen und ich hatte den Eindruck, dass es auch den anderen Anwesenden zumindest nicht missfallen hat.

 

Ein Gedanke zu “Quaeker in Bolivien

  1. Hi Joe,

    ich verfolge begeistert Deinen Blog und beneide Dich um Deine Eindrücke.
    Und vor allem um das Höhentraining ;-). Da bin ich dann mal auf die erste Skitour der Saison neugierig;-)).

    Liebe Grüße auch von Imke und Franka,
    Oli

Schreibe einen Kommentar zu Oli Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.